Guter Verlauf der Leichtathletik-Meisterschaft 1976

Mit der Wahl, die Deutschen Gehörlosen-Leichtathletik-Meisterschaften 1976 im Westfalen­städtchen Gütersloh auszutragen, wurde ein guter Griff getan. Über 135 Aktive aus dem ganzen Bundesgebiet und aus Berlin kämpften am 18. und 19. Juni 1976 auf der neuen Anlage des Leichtathletikstadions um Sekunden, Minuten und Meter, um die Besten zu ermitteln.

Ein besonderes Lob gebührt dem Gehörlosen-Sportverband Nordrhein-Westfalen, der als Ausrichter zahlreiche Kampfrichter abgestellt hat und für eine pünktliche und reibungslose Abwicklung der Veranstaltung sorgte. Gedankt sei hier dem Vorsitzenden des GSV NRW, Karl Kunze, und seinem Stellvertreter, Peter Radtke. Ebenso auch dem GSC Wiedenbrück mit seinem rührigen Vorsitzenden Depenbusch und seinen Helfern für die Ausrichtung und für den Ordnerdienst auf dem Sportplatz.

Die sportliche Ausbeute dieser Meisterschaft läßt zwar noch manche Wünsche offen, besonders in den technischen Übungen. Aber es ist unverkennbar, daß es mit der Gehörlosen-Leichtathletik wieder aufwärts geht. Es wurde in allen Disziplinen der Männer, Frauen und Jugend sehr erbittert und mit ganzem Einsatz um den Sieg gekämpft.

Beim 100 m Endlauf der Männer gab es einen Paukenschlag. Gleich drei Läufer lieferten sich einen mitreißenden Kampf auf den letzten Metern, den Dieter Nikelewski (BTSV Berlin) mit 11,0 Sek. sehr knapp für sich entschied. Hinter ihm das neue Talent vom GSC Bonn, Steten Rosewig, und Roland Bühringer vom GSV Würzburg, für die 1·1,1 Sek. gestoppt wurden. Die Zeit von 11,0 Sek. für den Sieger Nikelewski bedeutet Einstellung eines fast 50 Jahre alten Rekordes (1927!) von Fritz Krämer, Düsseldorf, der im Kriege durch Bomben ums Leben kam. - Im 200 m Lauf revanchierte sich Roland Bühringer (Würzburg) für die knappe Niederlage beim 100 m Lauf. Mit 23,1 Sek. wurde er neuer Deutscher Meister vor Nikelewski und Rosewig.

Es würde zu weit führen, jeden Wettbewerb mit Einzelheiten aufzuzählen. Die Ergebnisse sind aus der abgedruckten Siegerliste zu ersehen. Erwähnenswert aber hier die Doppelsiege von Jürgen Schuster (Karlsruhe) im 400 m und 800 m Lauf, wie auch von Bodo Brunzel (Neumünster) bei den Läufen über 1500 m und 5000 m. Die Leistungen in fast allen technischen Übungen der Männer waren mittelmäßig, keiner schaffte die geforderten Marken, die für die Weltspiele 1977 in 'Bukarest/Rumänien gesetzt sind. Der Hamburger GSV stellte bei den 4x100 m eine gut eingespielte Männer Staffel, die mit 45,4 Sek. den Sieg errang, wobei sie die Bestleistung von 45,2 Sek. des GSV München knapp verfehlte. Zum Abschluß lieferten s·ich be•i der 4x100 m Staffel 5 Vereine (Karlsruhe I und II, Hamburg, Essen und Wiedenbrück - alles Fußballer) einen Kampf auf Biegen und Brechen. Nach dem letzten Wechsel lag Hamburg vorn und schien schon dem Siege nahe zu sein. 0och der Karlsruher Schlußläufer Schuster wuchs über sich selbst hinaus und holte auf der letzten Zielgeraden den führenden Hamburger ein, um noch für Karlsruhe den Sieg aus dem Feuer zu holen. Eine prachtvolle Leistung!

Bei den Frauen dominiert immer noch Rita Windbrake vom GSC Bonn. Obwohl ihre Spezialstrecken 400 und 800 m wegen Unterbesetzung gestrichen wurden, holte sie sich ihre Meistertitel im 100 m und 200 m Lauf, beim Speerwerfen und im Weitsprung. Da die sechsmalige Deutsche Meisterin im Weitsprung, Barbi Krüger (Comet Berlin) wegen einer Mandeloperation diesmal pausieren mußte (dafür aber in der technischen Organisation tatkräftig half), holte sich derweilen ihre Freundin Rita den Titel. Erwähnt seien auch die Doppel·siege der unverwüstlichen Sieglinde Dietrich (GSV München) beim Kugelstoßen und Disskuswerfen. Groß war der Jubel im Hamburger Lager über den Sieg der 4x100 m Staffel.

Bei der weiblichen Jugend verspricht die junge Hamburgerin Birgit Fritzsch zu einem neuen Spitzentalent heranzureifen. Ihre Leistungen und Siege im 100 m, 200 m, WeHsprung und der Staffel lassen aufhorchen. Beachtenswert auch die guten Leistungen der talentierten Mädels vom GSC Bonn, Monika Laux und Christiana Fischer.

Die männliche Jugend hat einige viel versprechende Talente in ihren Reihen. Thomas Krautscheid und Joachim Barth (beide Karlsruhe), Bernd Vorweg (Hamburg), Dieter Marschner (Comet Berlin) und Dieter Norf (Wuppertal). Sie haben Aussicht zur Spitzenklasse zu kommen, wenn sie eisern durchtrainieren und in ihren Spezialdisziplinen bleiben.

Zum Abschluß der Meisterschaft traf sich die Leichtathletik-Familie im Schalück zu einer fröhiichen Feier. Vorsitzender Depenbusch freute sich über den guten Besuch als er alle willkommen hieß, besonders als Ehrengast den Bürgermeister von Gütersloh. DGS-Präsident Waldow bedankte sich in herzlichen Worten bei der Stadt Gütersloh für dle gebotenen Hilfen bei der Ausrichtung der Meisterschaft. Der Bürgermeister überreichte der siegreichen 4x400m Staffel von Karlsruhe einen Ehrenpreis der Stadt. Anschließend dankte Fachwart Förster allen Wettkämptern und Hellern lürihren Einsatz. An die Sieger wurden wertvolle, zum Teil gestiftete Ehrenpreise verleilt,

Verfassung: Förster