1. Übungsleiter-Lehrgang

Nach einigen Anlaufschwierigkeiten konnte der Gehörlosen-Sportverband Nordrhein Westfalen in zwei Abschnitten, vorn 4.-9. Oktober 1976 und vorn 8.-13. November 1976 in der WFV-Sportschule in Duisburg-Wedau den 1. Übungsleiter-Lehrgang für Gehörlose in Nordrhein-Westfalen durchführen. Daran nahmen 14 Kandidaten teil. Die Leitung lag in Händen des Sportlehrers beim LSB Nordrhein-Westfalen, Hans-Günter Rieger, der sich mit großer Energie für die Erreichung des Lehrgangsziels einsetzte, von uns aber auch außergewöhnlichen Einsatz verlangte. Ihm zur Seite stand Frau Hedda Severing, Tochter des DGS-Präsidenten Waldow, die zugleich als Dolmetscherin tätig war. Von den 14 Teilnehmern kamen 2 aus Niedersachsen. Am 19. und 20. November 1976 war die Abschlußprüfung. Von den 14 Personen bestanden die Prüfung 11 Personen. Die drei Teilnehmer, die die Prüfung nicht bestanden haben, können sie innerhalb 3 Monaten nachholen. über den Verlauf dieses Lehrganges berichtet Hillrnut Horand (Krefeld).

Elf von den 14 Teilnehmern können aufatmen, ihnen wurde die Übungsleiter Lizenz A ausgehändigt. Sie haben nun die Befähigung zur Leitung von Übungsabenden in den Vereinen und werden entsprechend honoriert.

Beim 1. Lehrgangsabschnitt vorn 4.-9. Oktober 1976 gab es für uns soviel Neues zu lernen, daß unsere Köpfe rauchten. In Theorie wurde über die allgemeine Trainingslehre referiert und aufgezeigt, wie Trainingsstunden aufgebaut werden sollen. In der Praxis lernten wir Puls- und Blutdruckmessen. Moderne Freizeitspiele wurden ausprobiert. Allgemeine Körperschulung an Geräten sowie Sichern und Helfen bei Übungsspielen wurde geübt und theoretisch untermauert. Für alle Teilnehmer wurden Prüfungsthemen, für jeden ein anderes Thema, ausgesucht. Diese sollten zwischen dem 1. und 2. Lehrgangsabschnitt zu Hause erarbeitet werden. Die Methodik des Übers und Fehlerkorrektur in der Praxis standen ebenso auf dem Programm wie Hinweise auf die Aufsicht und Haftungspflicht des Übungsleiters bei den Übungsabenden. Auch mußten. wir Collagen zum Thema „Familiensport" anfertigen. Die Tätigkeit als Kampfrichter, z. B. bei der Abnahme zum Sportabzeichen wurde einstudiert. Zum Abschluß des 1. Lehrgangsabschnittes referierte DGS-Präsident Waldow über Geschichte, Aufbau und Organisation des DGS. Eine Diskussionsrunde schloß sich an, und mit einem Berg von neuem Wissen und einem gehörigen Muskelkater fuhren wir heim. Wir hatten nun 4 Wochen Zeit, um alles zu verdauen und zu verarbeiten. Zu Hause mußten wir über die uns gestellten Themen Berichte anfertigen.

Beim 2. Lehrgangsabschnitt vorn 8.-13. November 1976 waren wieder alle Teilnehmer vollständig anwesend. Diesmal lernten wir in Theorie Erste Hilfe bei Sportverletzungen kennen, erfuhren Beispiele für die Planung, den, Bau und die Durchführung von Trimm-Bahnen mit einfachsten Mitteln. Weitere Themen waren: Gruppenarbeit, Planung und Durchführung eines gemütlichen Abends, Fremd- und Selbstmassage. Wir mußten das alles in die Praxis umsetzen. Koordinationsschulung am Großtrampolin, methodischer Aufbau von. Spielen mit Medizinbällen, Übungen im Wasser, kleine Hallenspiele, Circuit-Training u. a. vervollständigten, diesen Lehrgangsabschnitt. Da uns in Duisburg kein Lehrschwimmbecken zur Verfügung stand, mußten wir nach Essen ausweichen, wo uns für Demonstrationszwecke das Lehrschwimmbecken der Gehörlosenschule zur Verfügung stand. TOL Vogel (Essen) referierte über den Aufbau des menschlichen Körpers und die Bedeutung des Gehörlosensports aus pädagogischer Sicht.

Bei Schluß des 1. Lehrgangsabschnittes hatten wir als Hausaufgabe ein Prüfungsthema über Gestaltung von Übungen beim Übungsabend mitbekommen. Wir mußten nun das uns gestellte Thema in die Praxis umsetzen. Das waren Lehrproben, die zur praktischen Prüfung gehören.;

Zur schriftlichen und mündlichen Prüfung fanden wir uns eine Woche später, am 19./20. November 1976, ein. Bei einer Klausurarbeit konnten wir von 3 Themen eins auswählen, und bei der mündlichen Prüfung wurden uns Fragen gestellt.

Nach Abschluß und Bekanntgabe der Prüfungsergebnisse machten wir noch ein Fahrtenspiel im Duisburger Wald, bei dem noch einmal der Schweiß floß. Anschließend erhielten die 11 Personen, die die Prüfung bestanden hatten, den Übungsleiter-Ausweis. Von allen Teilnehmern schnitt Wolfgang Tilzer (Düsseldorf) am besten ab. Bewundert wurde Renate Bräkker (Wuppertal), die sich als einzige Frau an dem Lehrgang beteiligte und die Prüfung auch bestand.

Nach dem Abendessen am 20. 11. 1976 fanden wir uns zu einer gemütlichen Runde zusammen, bei der auch DGS Präsident Waldow und NRW-Verbandsvorsitzender Karl Kunze anwesend waren, mit denen wir verschiedene Probleme erörtern konnten. Am Schluß dieses Berichts sei noch Sportlehrer Rieger, Frau Severing und NRW-Verbandsvorsitzender Kunze gedankt, daß sie die Durchführung dieses Lehrganges ermöglichten. Er möge noch viele ebenso erfolgreiche Nachfolger haben zum allgemeinen Besten des Gehörlosensports.

Verfassung: Horand Hillmuth